Die ganze Nacht hat es wie aus Badewannen geschuettet und da die Farmer im Regen nicht ernten sitzen wir den lieben langen Tag in unserem Haeuschen und haben nichts zu tun.
Das nutz ich doch mal glatt um wieder unseren Blog aufzufuellen.
Immernoch sind wir in Beulah zu finden. Unser Tagesablauf sieht, ausser bei Regen, so aus, dass wir Montags bis Sonntags von 7:20 Uhr bis mindestens 20:00 Uhr arbeiten und zuhause dann nur noch was essen und vorm Fernseher oder direkt im Bett einschlafen.
Hier kann man das auch schon wieder mal ein "Zuhause" nennen. Waehrend wir in Garah, kostenfrei, in einem Blechhuettenverschlag direkt neben den Gleisen an der Site hausten, wohnen wir in Beulah fuer 50 Euro die Woche in unserem eigenem kleinen Haus, Baujahr 1930.
Unsere beschauliche Einkehr teilen wir mit Brian, der jetzt schon seit 2 Jahren in Australien lebt und zusammen mit uns bei GrainCorp arbeitet. Urspruenglich kommt er aus Irland wo er aber keinen Job gefunden hat und sich dann mit 19 Jahren nach Australien aufmachte und in Sydney haengengeblieben ist. Dummerweise laeuft sein Visum bald aus und entweder taeuscht er eine Heirat vor um permanent resident zu werden oder er will weiter nach Neuseeland und dort fuer weitere zwei Jahre zu arbeiten. Nach Hause zurueck will er eigentlich gar nicht. Aber abgesehen davon ist er voll in Ordnung! ; )
Bei GrainCorp haben Tarek und ich uns gerade eine interessante Position erarbeitet: "zu vermietende Maedchen fuer alles"
Das durschnittliche Alter unserer Kollegen duerfte bei 20 liegen und ausser uns, dem 'Team International' (Derrick, Chris and Brian the Paddy), sind es nur Jungs die hier im Ort aufgewachsen sind.
DIe Arbeitseinstellung der Jungs ist, gelinde gesagt eine sehr schlechte. Anstatt die Bunker mit Sealpaint zu versiegeln kleistern sie sich selber zu, wenn Werkzeug geholt wird fahren fuenf Jungs hin und bringen dann auch nur die Haelfte wieder mit, drei Leute braucht es um einen Generator anzuschalten und vier andere um eben beim Shop ne Cola zu kaufen. Die Aufforderung bei der Arbeit immer die Augen fuer Gefahren offen zu haben nehmen sie ganz genau, indem einige dann so beschaeftigt sind ihre Augen aufzuhaben, dass sie doch glatt uebersehen, dass man Hilfe gebrauchen koennten die Metallstangen sammt 750 Quadratmeter grosser Plane trotz Windstaerke 8 festzuhalten. Die Arbeit die 6 unserer jungen Kollegen machen koennen Tarek und ich lieber alleine fertigstellen.
Hier wird man teilweise wirklich bekloppt. Besonders wenn man wieder ne halbe Stunde warten muss bis der Radlader mit dem Generator, der Trecker mit Groundtapes oder einfach nur irgendjemand ankommt der mal nen Plan davon hat was gemacht werden muss.
Ausnahmen bestaetigen natuerlich die Regel und eben diese ist Ben der hier zwar aufgewachsen aber jetzt in Melbourne wohnt. Mit ihm und unseren Vorgesetzten Boots und Bronco kann man wunderbar zusammenarbeiten. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Ben mit 23 schon ein Kind sowie einen festen Job als Klempner hat und weiss wie hart man ausserhalb der heilen GrainCorp Welt fuer sein Geld arbeiten muss.
Boah! Das musste jetzt einfach mal raus!
Tarek und ich haben jedenfalls alles ohne zu murren und zu meckern ueber uns ergehen lassen und selbst die absolut beschissensten Jobs uebernommen. So zum Beispiel in 8 Meter tiefe Keller klettern und dort die 12 Monate alte Suppe aus tief schwarzem Regenwasser, Taubendreck und jeweils 3-5 Tonnen Getreide eimerweise rausloeffeln.
Der Gestank ist so widerlich, dass du manchmal zusammenklappen koenntest. Ben musste beim letzten mal regelmaessig rausrennen um sich nicht in die Atemschutzmaske zu kotzen.
Ingesamt haben wir uns soweit durchgemausert, dass wir jetzt nicht nur bei Boots zum Essen oder zu Weihnachten eingeladen wurden und unser Chef uns Restbestaende aus dem Lager schenkt, sondern wir zu einer Art mobilen Einsatztruppe gemacht wurden.
Wenn auf Sites in 150 km Umfeld Leute gebraucht werden oder kleinigkeiten wie Fenster oder Foerderbaender repariert werden muessen schickt unser Chef uns los.
Auf seine "deutschen Ingenieure" koenne er sich da mehr verlassen als auf die Jungspunde aus dem Ort, die gerne unterwegs noch ne Stunde bezahlt schwimmen gehen (machen die wirklich!)
Wie lange wir noch in Beulah arbeiten werden wissen wir nicht, da das von den Bauern und deren Getreide abhaengt. Danach werden wir aber noch mindestens eine Site an der Kueste im Sueden Victorias mitnehmen und somit wird das wohl nichts mit dem Plan in Brisbane Silvester zu feiern. Und wo wir Weihnachten sind wissen wir auch noch nicht.
Vielleicht bleiben wir noch solange hier, da wir einerseits von Boots und der Familie eines anderen Kollegen eingeladen sind. Deren Opa ist deutscher Baecker und der Vater unseres Kollegen versorgt uns im Moment mit selbstgebackenem Brot nach deutschen Rezepten. Ihr koennt euch nicht vorstellen wie geil das ist, nach 3 Monaten Toastbrot!!
Apropos Essen:
Tarek ist jetzt auf die Idee gekommen, die hohen Preise an der Fleischtheke zu umgehen in dem er Selbstversorger wird.
Er und Boots sind im Dachstuhl eines der Silos mit dem Luftgewehr auf Taubenjagd gegangen und Tarek hat sich dann stolz wie Bolle 16 Tauben in die Pfanne gehauen.
In diesem Sinne, eine frohe zweite Adventwoche!
Ben in unserer Karre
Beulah Shopping Center
Sexy Schutzkleidung!
Endlich mal ein ausführlicher und interessanter Bericht über euren Lebenswandel :-)
AntwortenLöschenWie schmecken die Australischen Tauben?
Auf jedenfall gefällt es mir, dass Tarek sich treu bleibt und alles umnietet was nicht bei 3 auf den Bäumen (oder in der Luft, oder im Wasser verschwunden) ist.
Beste Grüße
Seekerschatz
Der Gestank lässt sich von uns auf Knopfdruck wieder in die Nase holen *würg*
AntwortenLöschenUnten im Elevator, oder???
UUUUUargh!
Lg von zu hause!